Barcelona, die Vermouth-Stadt
Kürzlich in Barcelona war ich angenehm überrascht, als ich feststellte, dass dort standardmässig Vermouth getrunken wird. Weiss und rot, häufig auch Eigenproduktionen der Tapasbars und Restaurants und direkt ab Fass ausgeschenkt.
Vermouth ist Wein, der mit Kräutern versetzt, gesüsst und mit Weingeist aufgespritet wird. Seit es Wein gibt, also schon mehrere tausend Jahre, hat man an ihm herumgewerkelt. Aus verschiedenen Gründen: mit bitteren Kräutern zu medizinischen Zwecken (bei Magen-/Darmproblemen), mit Honig zum Süssen und für eine bessere Bekömmlichkeit, mit Gewürzen zur Geschmacksveränderung und aus Angeberei (schaut mal, ich kann extrem teure Gewürze aus Fernost in meinen Wein schütten). Gewürzter Wein war in unseren Breitengraden besonders zu Zeiten der Griechen, der Römer und im Mittelalter sehr beliebt. Hypocras zum Beispiel hielt sich über mehrere Jahrhunderte als Lieblingsgetränk an den Höfen. So soll der Leibkoch von Karl V. (1500-1558) Hypocras nach diesem Rezept zubereitet haben:
- 1 Liter Rotwein (oder 1l trockener Weißwein)
- 150 g gemahlener Zucker (Puderzucker oder Honig)
- Zimt, Ingwer, Galgant.
Zubereitung: Alles in einer Pfanne vermischen (die Gewürze grob gehackt), die Mischung kurz aufzuwärmen (es soll nicht sprudelnd kochen!), abkühlen und ca. einen Tag ziehen lassen. Dann in Flaschen absieben und kühl lagern. Nach ein paar Tagen trinken. Die Variante mit Weisswein evt. mit einem Stück frischer Zitrone und die Rotwein-Variante mit einem Orangenschnitz servieren. Kalt oder warm.
Warum sich aber gerade der Vermouth in Barcelona bis heute flächendeckend hält, habe ich noch nicht herausgefunden. Auf jeden Fall ist es erfreulich. Ich finde nämlich, dass guter Vermouth ausgezeichnet zu Tapas passt.
